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Öko-Tipps

Wildbach Sinn

Obwohl der Wildbach Sinn nicht die Dynamik gleich großer Fließgewässer in den Alpen erreicht, so hat er doch ein erhebliches Potential, seine Auenlandschaft zu gestalten. Seit Generationen versucht der Mensch, den Fließgewässern, so auch der Sinn, ihre Wildheit zu nehmen und sie zu bändigen:

Verbauung der Ufer, der Sohle und Querverbauungen

Dieses Anliegen ist nicht nur verständlich, sondern auch berechtigt, muß doch der Mensch sein Hab und Gut vor Überschwemmungen sichern.

Die Auen der Flüsse und Bäche wurden seit jeher bevozugt als Siedlungsraum genutzt. Auch die Verkehrsadern wie Straßen und Eisenbahn lassen sich hier leichter verlegen, als über Bergrücken und durch Tunnels. Die Landwirtschaft schätzt die ebenen, leicht zu bearbeitenden Flächen, die immer gleichmäßig mit Feuchtigkeit versorgt sind. Bei so vielen Begehrlichkeiten ist es leicht nachzuvollziehen, warum es in Mitteleuropa kaum noch naturnahe Auelandschaften gibt und warum die ursprünglichste aller Auelandschaften, der Auwald, praktisch nirgends mehr vorhanden ist.

Die Sicherung der Kulturlandschaft durch Verbauung der Fließgewässer hat aber auch Nachteile:

Die Bäche und Flüsse werden durch die Uferverbauung schmaler und tiefer. Zwar kann man hierdurch erreichen, daß vor Ort das Gewässer weniger über die Ufer tritt, allerdings wird das Wasser nach dem St. Florians-Prinzip umso schneller an die Unterlieger weitergegeben.Was dann an den Orten passiert, wo sich an Flüssen die Flutwellen mehrerer Nebenflüsse treffen, konnte man im Sommer 2002 jeden Tag im Fernsehen beobachten: Katastrophale Überschwemmungen mit Toten, Verletzten und Milliardenschäden, die die Volkswirtschaft der ganzen Nation erheblich belasten.

Es ist daher unbedingt erforderlich, daß beginnend an den Oberläufen der Bäche an allen Gewässerabschnitten Überflutungsflächen eingeplant werden. Hierzu sind landwirtschaftlich extensiv genutze Uferflächen geeignet, bei denen man vorhandene Uferverbauungen zurücknimmt. Ideal wäre es, wenn diese Flächen überhaupt nicht bewirtschaftet werden und sich natürliche Hochstaudenfluren oder Auwälder entwickeln können, da hierdurch die Retention des Wassers noch gesteigert wird.

Geschiebedynamik

Ein echter Wildbach ohne Verbauung ist flach und breit. Er transportiert bei Hochwasser große Mengen Sand und Geröll und lagert dieses Material an anderer Stelle wieder ab. Er entwurzelt Bäume und verlagert ständig sein Bachbett. Durch diese gestalterische Tätigkeit entstehen permanent neue Lebensräume für Tier- und Pflanzenarten, die auf diesen Prozeß angewiesen sind.

Frische Kiesbänke sind beispielsweise über Wasser Brutplatz für den Flussuferläufer, unter Wasser laichen dort Bachforelle und Äsche.Die Geschiebedynamik wird durch intensive Gewässerverbauung meist vollständig unterbunden, der Wildbach wird zum Kanal degradiert.

Durchgängigkeit

Die Edelfischarten laichen in den Oberläufen der Bäche und wandern anschließend wieder zurück. Aber auch viele Kleintierarten im Wasser wandern, oder sind bei ihrer Ausbreitung auf die Durchgängigkeit des Gewässers angewiesen. Querverbauungen wie Wehre oder Sohlschwellen können zwar bei gut funktionierenden Fischtreppen von den großen Salmonidenarten überwunden werden. Für Kleintiere ist hier jedoch meist die Reise zu Ende. Mangelnde Durchgängigkeit kann die Artenvielfalt und damit die biologische Wertigkeit eines Gewässers erheblich mindern. Auf Initiative der Sinnallianz hat das Wasserwirtschaftsamt Schweinfurt im Sommer 2001 bereits zahlreiche Querverbauungen an der Sinn zwischen Wildflecken und Bad Brückenau durch Anschüttung mit Steinen wieder passierbar gemacht.