Wir vermehren Ackerwildkräuter-wichtig für die Artenvielfalt (7.12.20) - online Abschlusskonferenz
Zusammen mit engagierten Landwirten konnten 66 Flächen für den Ackerwildkrautschutz geschaffen werden. 10 Parzellen davon liegen im Landkreis Bad Kissingen.
Die Ergebnisse des Projektes wurden jetzt in einer Online-Tagung mit über 100 Teilnehmern vorgestellt. So ging es darum, ob die geförderte Wiederansiedlung der selten gewordenen Ackerwildkräuter erfolgreich verlaufen ist. Mit den Ergebnissen des Versuchsackers der Kreisgruppe des Bund Naturschutz Bad Kissingen im Gansthal bei Hammelburg ist Lang zufrieden. Im lichten Getreidebestand konnten sich viele gefährdete Ackerwildkrautarten gut entwickeln. Von den fünf ausgesäten Arten Einjähriger Ziest, Rundblättriges Hasenohr, Spatzenzunge, Ackerhahnenfuß, Möhren-Haftdolde konnten drei Arten bei der Erfolgskontrolle nachgewiesen werden. „Über das Projekt ausgesäte Arten, die dieses Jahr nicht da waren kommen vielleicht noch in den Folgejahren.“, meint Marion Lang. Besonders gut schätzt sie die langfristige Etablierung von Rundblättrigem Hasenohr ein, von dem über 10.000 Pflanzen erfasst wurden. „Eine Herausforderung wird es im Gansthal sein, Problemarten wie das Orientalische Zackenschötchen einzudämmen und gleichzeitig die konkurrenzschwachen Ackerwildkrautarten zu fördern“.
Besonderen Wert wurde darauf gelegt, dass Sammlung und Vermehrung der Ackerwildkräuter im selben Naturraum und somit unter ähnlichen Boden- und Klimaverhältnissen wie am späteren Standort erfolgte. Damit haben sogenannte autochthone (gebietsheimische) Ackerwildkräuter bessere Überlebenschancen.
Hier war der Sinnberggarten des Bund Naturschutz in Bad Kissingen ein idealer Vermehrungsort. So säte und pflegte Helga Hein vom BN in mühseliger Fleissarbeit seit 2016 dort Ackerwildkräuter, erntete die teils winzigen Samen, die dann auf größeren Ackerflächen wie im Gansthal bei Hammelburg ausgebracht wurden.
Im Gansthal wurde ein Streifen von 2000 Quadratmetern abgesteckt und der Samen von Rundblättrigem Hasenohr, Spatzenzunge, Acker-Haftdolde, Acker-Hahnenfuß und Einjährigem Ziest ausgebracht. Die zum Teil winzigen Samen werden mit Getreideschrot vermischt, damit die Aussaat überhaupt gleichmäßig möglich wird.
Die Flächen werden nun dauerhaft ökologisch und mit Hilfe des Vertragsnaturschutzes bewirtschaftet. Nach der Aussaat von Roggen Anfang Oktober mit einer geringeren Saatstärke mit dem Schlepper folgte die Einsaat der selten gewordenen Ackerwildkräuter per Hand.
Bei der Erfolgskontrolle am 18.06.2020 konnte Marion Lang erfreulicherweise auch seltene Arten finden, die nicht im Rahmen des Projekts ausgesät wurden: Sand-Mohn, Gezähnter Feldsalat, Acker-Steinsame, Acker-Rittersporn, Acker-Lieschgras, Knollen-Platterbse, Sommer-Adonisröschen und Acker-Kerbel. Auch Walter Hartmann vom Arbeitskreis Botanik der BN-Kreisgruppe ist begeistert: „Aus biologischer Sicht, von der Artenvielfalt her ist die Aussaat von Ackerwildkräutern auf dem Extensivacker im Gansthal gelungen.“ Er und seine Mitstreiter konnten noch weitere Arten kartieren, die sie vorher dort nicht fanden.
Im Idealfall können sich die Ackerwildkräuter wiederansiedeln und sich in den nächsten Jahren ausbreiten. „Wir hoffen, dass dieser Beitrag zu mehr Artenvielfalt auf dem Acker Erfolg hat,“ kommentiert Franz Zang die Bestrebungen der BN-Kreisgruppe.
Das Projekt "Ackerwildkräuter für Bayerns Kulturlandschaft - Produktionsintegrierte Förderung seltener und gefährdeter Ackerwildkrautarten" (2016 – 2020) wurde gefördert durch den Bayerischen Naturschutzfonds und die Landwirtschaftliche Rentenbank.